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28. Januar 2021

Warum Teams trauern sollten

Die Einstellung einer neuen Führungskraft geht immer mit Veränderungen einher: Neue Aufgabengebiete, neue Strukturen und Prozesse für die Führungskraft. Ein neues Gesicht, neue Verhaltensweisen und „Spielregeln“ für das Team. Man beschnuppert sich und stellt fest, ob man sich riechen kann oder nicht. Und dann gehen alle an ihre Arbeit und machen damit weiter wie bisher.

Das glaubt der Vorgesetzte, der die neue Führungskraft eingestellt hat.

Das glaubt vielleicht auch noch die Führungskraft.

Das Team wird es anders wahrnehmen. GANZ anders.

Nach dem Systemischen Verständnis ist alles in Systeme gefasst. Dazu zählen auch Arbeitssysteme wie z.B. Gruppen, Teams oder Abteilungen. Bestehen diese Systeme über einen langen Zeitraum hinweg, haben sich spezifische Rollen entwickelt, die bei einem funktionierenden System etabliert und essentiell für das Fortbestehen dieses Systems sind.

Mehr als nur Arbeit?

Nicht selten nehmen eingespielte Teams Verhaltensweisen an, die an Familiensysteme erinnern. Es gibt ein Familienoberhaupt (= Führungskraft), das die Truppe zusammenhält und dafür sorgt, dass jeder seiner Aufgabe nachgeht, sodass es der Familie (= Team) dienlich ist. Im Sinne der Familienhierarchie haben sich die meisten Familienmitglieder (= Teammitglieder) in ihre Rolle gefunden, Routinen entwickelt und empfinden dadurch ein starkes Sicherheitsgefühl. Durch den Weggang dieser Führungskraft entstehen neuen Dynamiken, welche die alltägliche Routinen verändern. Dies kann zu Verunsicherung, Angst und Ablehnung innerhalb des Teams führen. Die neue Führungskraft wird also nicht nur mit neuen Fakten konfrontiert (neue Aufgabenfelder, unbekannte Strukturen, andere Prozesse), sondern vor allem mit einer unbekannten emotionalen Situation. Sie nimmt den Platz eines langjährigen Systemmitgliedes ein.

Was ist zu beachten?

Systemisch betrachtet verändert sich alles: Der Personalwechsel bewegt das System immens, die ehemals etablierten Rollen, welche aufeinander abgestimmt waren, müssen sich auf das neue System einlassen – und umgekehrt! Es entstehen Wechselwirkungen, alte Routinen werden durch Neue ersetzt, Angst muss genommen und Vertrauen aufgebaut werden. Dieser Prozess ist am Anfang sehr intensiv und sehr anstrengend – insbesondere dann, wenn die Systemmitglieder Veränderungen und neuen Prozessen skeptisch gegenüberstehen. Wird das alte System jedoch ignoriert und durch das Neue rigoros ersetzt, werden Akzeptanz und funktionale Strukturen lange auf sich warten lassen.

Lassen Sie Ihr Team trauern!

Der Weggang des Familienoberhauptes, das sie so lange (und aus ihrer Sicht) so erfolgreich durch das (Arbeits-) Leben geführt hat, sollte aus systemischer (und vor allem aus wirtschaftlicher!) Sicht nicht unter den Boden gekehrt werden. Geben Sie dem alten System Zeit, sich von Bekanntem zu verabschieden und das Zugeständnis, durch neue Dynamiken ein wenig verunsichert zu sein. Je stärker das Band zwischen Team und neuer Führungskraft wird, desto schneller werden – gesunde und effiziente – Prozesse angestoßen und entsprechende Ergebnisse erzielt. Respektieren Sie die gesammelten Erfahrungen der Teammitglieder und ergänzen Sie diese mit neuen Erkenntnissen aus Ihrem System.

Es wird sich auszahlen!

Das kommt Ihnen bekannt vor? Sie möchten mehr darüber erfahren? Informieren Sie sich jetzt.

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